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Josef Kohlschein

Josef, Kupferstecher, Zeichner: geb. Warburg 17.9. 1841, gest. Düsseldorf 29.3.1915. Vater von 1), 2) und 4).

Bereits als Schüler fiel der Sohn eines Lohgerbers durch sein außerordentliches zeichnerisches Talent auf. Sein fester Wunsch, Maler zu werden, konnte mit Hilfe zweier Fürsprecher gegen den Widerstand der Mutter – der Vater war 1855 gestorben – konkretisiert werden. Im Herbst 1856 fand K. Aufnahme in die Elementarklasse der Kunstakademie in Düsseldorf. Seit 1859 erlernte er bei Joseph von Keller den reproduzierenden Kupferstich. Keller beteiligte ihn später auch an aufwändigen Arbeiten wie Raffaels „Disputa“. Nach Abschluß seiner Studien reiste K. viel, u. a. nach Dresden, Wien, Paris, Florenz, um vor Ort exakte Zeichnungen als Stechervorlagen anzufertigen. Als eminenter Zeichner vervollkommnete er den von ihm favorisierten „Linienstich“ zu höchster Präzision. Seit 1863/64 lehrte er in der Elementarklasse der Düsseldorfer Akademie, 1884 wurde er zum Königlichen Professor ernannt. Während zeitgenössische Stecher immer mehr die Radierung in ihr Arbeitsgebiet mit einbezogen, hielt K. bis zuletzt am traditionellen Kupferstich fest. Ungemein fleißig, hat er fast 100 Platten gestochen. Dazu zählen fast 20 großformatige, an denen er jeweils bis zu drei Jahren arbeitete. K. gelang es, „… die malerischen Werte eines Gemäldes in unübertroffener duftiger Manier in den Stich zu übersetzen und dennoch die Verhältnisse der Farben untereinander in schwarz-weiß zu erhalten“, wie es ein Rezensent 1880 formulierte. Vgl. dazu seinen einzigen weltlichen Stich: „Die Weinprobe“ nach Johann Peter Hasenclever. Dieser Stich, in den Maßen 53x 71 cm, der sein populärster wurde, beweist das vorzüglich. Er stach auch zeitgenössische, religiöse Maler wie Deger, Ittenbach oder Lauenstein.

Hauptwerke
„Hochzeit zu Cana“ nach Veronese, 37 x 73 cm, 1875
„Heilige Cäcilie“ nach Raffael, 72 x 48 cm, 1879
„Madonna auf der Mondsichel“ nach Murillo, 71 x 49 cm, 1886
„Sixtinische Madonna“ nach Raffael, 73 x 54 cm, 1894
„Madonna del Granduca“ nach Raffael, 37 x 25 cm, 1902
„Madonna della Sedia“ nach Raffael, 68 x 57 cm, 1915
Sowie die überaus fein gestochene „Krönung Mariens“ nach Carl Müller.

Neben den Kupferstichen ist von K.´s Skizzenbüchern das von 1868/69 zu nennen: Auf 40 Seiten (14 x 21,5cm) sind 35 äußerst feinlinige Bleistiftzeichnungen mit Ansichten der Stadt Warburg und der Umgebung entstanden, die er auf seinen Wanderungen anfertigte. Sie stellen neben dem künstlerischen heute auch einen historischen Wert dar.

Die Stadt Warburg ehrte ihn, in dem sie eine Straße nach ihm benannte.